Schloss Promnitz

   
Das Zeithainer Lager im Jahre 1730



„Es sollte alles Dagewesene in den Schatten stellen!“

Es ist die Zeit des Barocks und Friedrich August I. der Starke, der sächsische Kurfürst und König von Polen, orientiert sich ganz an das glanzvolle Leben am Hofe des französischen Sonnenkönigs, Ludwig des XIV. So wird das berühmte Zeithainer Lager, im Juni 1730, eine Truppenschau seines Militärs mit 30.000 Soldaten, dazu Proviantknechten, Handwerkern und andere Hilfskräfte. Mit Stallbesichtigungen der wertvollsten Pferde und ihrer neu uniformierten Pfleger beginnen die wochenlangen Manöverübungen und Paraden.
Aber auch Feste, Opern- und Theateraufführungen sowie Gottesdienste werden mit aller Prachtentfaltung seiner Zeit dargestellt: „Es sollte alles Dagewesene in den Schatten stellen!“




Matthäus Daniel Pöppelmann (1662-1736) in Diensten von Kurfürst August dem Starken

Pöppelmann, sein Architekt und der Erbauer des Dresdner Zwingers und vielen weiteren Prachtbauten, errichtet auf das abgesteckte und mit Obelisken markierte Terrain nicht nur Schlacht- und Backhäuser sondern vor allem schlossähnliche, hölzerne Beobachtungspavillons, ein Palais für den König und einen für die Damen, ja sogar ein Opernhaus. Die Künstler kommen extra aus Italien. Für eine Überraschung sorgt der, am 26. Juni in einem extra errichteten Ofen gebackene Riesenstollen. Er wird auf einem Wagen mit acht Pferden ins Lager gebracht und mit einem speziell angefertigten Stollenmesser angeschnitten. Nachdem die ranghöchsten Gäste davon gekostet haben, wird der Kuchen an alle Soldaten verteilt. Es besteht die Vermutung, daß Pöppelmann auch den Umbau von Schloss Promnitz geplant und unter Aufsicht hatte.




August der Starke präsentiert sich durch diese Truppenschau,
das Zeithainer Lager, mit ganzer Macht und Pracht


„Es wird auch tatsächlich ein in ganz Europa noch nie da gewesenes und einmaliges Spektakel!“ Als krönender Abschluss soll am letzten Abend ein gigantisches Feuerwerk an und auf der Elbe stattfinden.

Um das von einem höheren Ort beobachten zu können, steht August der Starke an den großen weit geöffneten Fenstern des Saales und der daneben liegenden Räume von Schloss Promnitz. Er ist umgeben von seinen fürstlichen Gästen, dem preußischen König Friedrich Wilhelm I., und seinem Sohn, Kronprinz Friedrich II.. Ebenso ist der Sohn und Nachfolger von August der Starke, Friedrich August II. mit seiner Gemahlin der Habsburger Kaisertochter Maria Josepha anwesend sowie hohe Militärs und weitere Fürstlichkeiten.

Abends um neun Uhr beginnt endlich der absolute Höhepunkt, das Feuerwerk. Hierzu hatten 200 Zimmerleute gegenüber vom Promnitzer Schloss aus Holzstämmen und Leinwänden einen zweiflügligen Palast als Feuerwerkskulisse gebaut. Der Holzpalast wird von über 3000 Lampen beleuchtet. Die bereitstehenden Kanonen und Mörser feuern 25.000 Leuchtkugeln und 6000 sprühende Raketen in den Himmel, außerdem werden 24 Feuerräder abgebrannt. Zum Abschluss segelt bei Einbruch der Dunkelheit eine Flotte, die aus sechs Fregatten, neun Zweimastern und fünfzig kleineren Schiffen und einer Prunkgondel und vielen Musikkapellen besteht, alles aufs Herrlichste geschmückt und illuminiert auf der Elbe an den königlichen Hoheiten an den Fenstern des Schlosses vorbei. Schließlich endet die ganze Pracht gegen zwei Uhr nachts mit einem gigantischen Wasserfeuerwerk. Nach einer Jagd am nächsten Tag und mit reichlich genossenem Essen und Trinken treten die Gäste am 28. Juni ihre Heimreisen an.




Friedrich der Große und sein Fluchtplan

Viele Fürsten, Adlige und hohe Militärs sind zu diesem militärischen Schauspiel eingeladen. In den umliegenden Schlössern oder in Prachtzelten werden sie untergebracht, so wohnt der Markgraf von Ansbach auf Schloss Grödel. Als Gast ist auch der preußische Soldatenkönig Friedrich Wilhelm der I. angereist. Er wird von seinem 18-Jährigen Sohn Friedrich dem II. später der Große genannt, begleitet.

Kronprinz Friedrich II. hat hier auf Schloss Promnitz seinen Freund Hans Hermann von Katte (1704-1730) in seine Fluchtpläne eingeweiht, nämlich seinem despotischen Vater zu entfliehen. Dieses geheime Gespräch ist dennoch belauscht und Graf Brühl zugetragen worden, der wiederum eine Warnung dem Vater zukommen läßt. Friedrich steht seitdem unter heimlicher Bewachung. Und trozdem will er die in Promnitz entstandenen Fluchtpläne unter allen Umständen durchführen.
Die Gelegenheit bietet sich, als er seinen Vater mit Gefolge im August 1730 auf einer Inspektionsreise an süd- und westdeutsche Höfe begleitet. Am 5. August ist die Gelegenheit günstig. Vom kurpfälzischen Dorf Steinsfurth bei Sinzheim will er über den nahen Rhein nach Frankreich und Holland entkommen und schließlich England erreichen. Schon nach wenigen Kilometern wird die Flucht durch die Generäle seines Vaters vereitelt und Friedrich mit seinem Pagen Peter Keith ergriffen.
Hans Hermann von Katte als Mitwisser der Flucht wird wenig später in Berlin verhaftet. Friedrich und sein Freund Katte werden auf der Festung Küstrin wegen Hochverrat angeklagt. Die Strafe des königlichen Vaters ist furchtbar: Hans Hermann Katte wird am 6. November 1730 zum Tode verurteilt. Der Enthauptung seines Freundes Katte mußte Friedrich zusehen, wobei er ohnmächtig zusammenbricht.

Durch August der Starke mit seinen königlichen Gästen, dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II., der Große, fand europäische Geschichte auf Schloss Promnitz statt.

Man kann sagen, dass der Keim zum Siebenjährige Krieg (1756-1763) durch den Verrat auf Schloss Promnitz gelegt wurde, denn Friedrich II. hat Graf Brühl nie verziehen, wodurch eine lebenslange Feindschaftentstand. Der Hass entlädt sich, als Friedrich II. in Sachsen einmarschiert und es besetzt. Alle Brühlschen Besitzungen werden als erstes geplündert und niedergebrannt und eine sieben jährige Leidenszeit für das Land Sachsen beginnt, während sich sein Kurfürst August Friedrich II., König von Polen, und Graf Brühl sicherheitshalber in Warschau aufhalten.





Drei Könige stehen in den Promnitzer Schlossräumen,
Gastgeber ist Friedrich Albrecht v. Wolffersdorff


Während des Zeithainer Lagers ist Friedrich Albrecht von Wolffersdorff Besitzer von Schloss Promnitz. Bereits im Jahre 1728 bekommt er von seinem Landesherrn den Befehl sein mittelalterliches Schloss im prachtvollen Stile des Barocks umzubauen.

Denn hier will August der Starke zum Ende der Manöverwochen seinen fürstlichen Gästen ein grandioses Feuerwerk auf der Elbe bieten, das von den Fenstern des neuen Festsaales und der angrenzenden Räume bewundert werden soll. Zu diesem Anlaß muß das Schloss geräumt und vollkommen dem Kurfürsten August der Starke überlassen werden.

Neben dem neuen Barockportal wurde ein eisernes Fenstergitter angebracht mit den verschlungenen Initialen "RP". Diese Initialen stehen für Rex Polonia, König von Polen. Über den Buchstaben sieht man eine geschlossene Fürstenkrone, die bis heute bezeugt, dass Schloss Promnitz am 27. Juni 1730 für einen Tag und einer Nacht "Das Haus des Königs" war.



Der Reichsgraf

Carl Ludwig ist als eines der sechs Kinder des Christoph Gottfried und der Benigna v. Creutz am 15. Juni 1700 auf dem Rittergut Silberstraße geboren. Am Hofe von Dresden wächst er als Page auf, wird Kammerjunker und zählt 1729 als Oberlandfischmeister zum Hofstaat August des Starken. Nach dessen Tod 1733 avanciert Carl Ludwig zum Kammerherrn. Als solcher heiratet er 1740 Maria Elisabeth Gräfin Waldstein. Im gleichen Jahr wird der letzte Wolf in der Lausnitzer Heide von Carl Ludwig und Oberhofjägermeister Carl Gottlob v. Leubnitz erlegt. Nach dessen Tod wird Carl Ludwig sein Nachfolger. Gleichzeitig wird er Oberfloßdirektor. Am 16. August 1741 wird Carl Ludwig von August II. "in des Heiligen Römischen Reiches alten Grafenstand" erhoben.

Während seiner Teilnahme am Zeithainer Lager 1730 lernt Carl-Ludwig die Herrschaft Grödel bei Riesa an der Elbe kennen und erwirbt diese 1745. Im Jahre 1748 läßt er den schon begonnenen Floßkanal zwischen Schwarze Elster und Moritz an der Elbe, dicht bei Grödel, fertigstellen.

Nach dem Siebenjährigen Krieg 1763, als die Not der sächsischen Bevölkerung durch Kontributionen und Einquartierung der preußischen Truppen unerträglich geworden war, fuhr auf Veranlassung von Kurprinz Friedrich Christian und mit Genehmigung der Preußen Carl Ludwig nach Warschau, um dem König und Grafen Brühl die Not der Sachsen zu schildern und um Einleitung von Friedensverhandlungen zu bitten. Unter dem Einfluß Brühls antwortete der König nur: "Einen Wolf brauche ich erst nach Weihnachten" und auf weitere eindringliche Worte: "Wolffersdorff, ich brauche einen Bären!" (womit Rußland gemeint ist) Carl Ludwig suchte konsterniert seine Unterkunft auf und verließ sie bis zur Abreise nicht mehr. Seine Ehe mit Maria Elisabeth bleibt kinderlos. Damit ist mit seinem Tode 1774 die gräfliche Linie der Wolffersdorffer wieder erloschen ist.